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Kurzverzeichnis der 35 in dieser Ausgabe enthaltenen Schriften:

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Zehntes Bild.

DSE, 89-93

Dasselbe Zimmer wie im neunten Bilde. Zuerst Johannes allein, meditierend.

Johannes:

»Dies ist die Zeit, in welcher er sein Sein

dem uralt heiligen Weisheitsdienste weiht ‒;

vielleicht lässt Traumes Offenbarung mich

im Ahnen geistig jetzt bei ihm verweilen.«

So sprach in alter Zeit in Tempelnähe

die Frau, die ich im Geistesbilde schaue,

und ihrer denkend, fühl’ ich mich erkraftet.

Was wirkt mir dieses Bild? Was hält an ihm

im Schauen mich wie festgebannt? Fürwahr,

nicht Anteil ist’s, der aus dem Bilde selbst

sich mir erzwingt; denn trät’ es mir als Bild

im Sinnensein vors Auge, schien’ es mir

nicht inhaltvoll. Was spricht aus ihm zu mir?

(Wie von ferne die Stimme der »andren Philia».)

Die andre Philia:

Verzaubertes Weben

des eigenen Wesens.

Johannes:  

Und wachendes Träumen

enthüllet den Seelen

verzaubertes Weben

des eigenen Wesens.

(Während Johannes diese Zeilen spricht, kommt die »andre Philia« an ihn heran.)   |90

Johannes:  

Wer bist du, rätselvoller Zaubergeist?

Du brachtest wahren Rat in meine Seele ‒

und täuschtest’ mich zugleich doch über dich.

Die andre Philia:

Johannes, deines Wesens Zwiegestalt,

du schufest sie aus dir. Als Schatten dich

umwandeln, muß auch ich so lange noch,

bis du den Schatten selbst erlösen wirst,

dem deine Schuld verzaubert Leben schafft.

Johannes:

Zum dritten Male ‒ sprichst du dieses Wort;

ich will ihm folgen. ‒ Weise mir den Weg.

Die andre Philia:

Johannes, such’ im Geisteslichte lebend,

was dir in deinem Selbst erhalten ist.

Es wird dir Licht von seinem Lichte geben.

Du wirst in dir dann selbst erschauen können,

wie du die Schuld im fernern Leben tilgst.

Johannes:  

Wie such’ ich denn im Geisteslichte lebend,

was mir in meinem Selbst erhalten ist?

Die andre Philia:

Gib mir, was du dir denkend selber bist;

verliere dich nur kurze Zeit in mir;

doch so, daß du dir nicht ein andrer wirst.

Johannes:  

Wie soll ich dir mich geben, ohne dich

in deinem wahren Wesen erst zu schauen?

Die andre Philia:

Ich bin in dir, bin deiner Seele Glied;

die Kraft der Liebe bin ich selbst in dir;

des Herzens Hoffnung, die in dir sich regt.

die Früchte langvergangner Erdenleben,   |91

die dir in deinem Sein erhalten sind;

O schaue sie durch mich, ‒ erfühle mich

und schau’ dich selbst durch meine Kraft in dir.

Ergründe dir des Bildes Wesen, das

dein Schauen ohne Anteil dir erschuf.

(Die »andre Philia« verschwindet.)

Johannes:  

O rätselvoller Geist, erfühlen kann

ich dich in mir; doch schau’ ich dich nicht mehr.

Wo lebst du mir?

(Wie von ferne der Ruf der »andren Philia«.)

Die andre Philia:

Verzaubertes Weben

Des eigenen Wesens.

 

Johannes:  

Verzaubertes Weben

des eigenen Wesens.

Verzaubert Weben meines eignen Wesens,

ergründe mir des Bildes Wesen, das

mein Schauen ohne Anteil mir erschuf.

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒

Wohin entführt mich dieses Wortes Kraft?

Ein Geistesstern am Seelenufer dort ‒

er leuchtet, nähert sich ‒ als Geistgestalt,

wird nahend heller; ‒ Formen bilden sich; ‒

sie sind wie Wesenheiten lebend wirksam; ‒

ein junger Myste, ‒ eine Opferflamme,

des höchsten Opferweisen streng Gebot,

der Flamme Inhalt sinngemäß zu künden. ‒

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒

Den jungen Mysten sucht die Frau, die sich

mein Schauen bildhaft ohne Anteil schuf.

(Maria erscheint als Gedankengestalt des Johannes.)

Maria:      

Wer dachte deiner vor der Opferflamme?

Wer fühlte dich in Weiheortes Nähe?   |92

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒

Johannes, wenn du deinen Geistesschatten

entreißen willst den Seelenzauberwelten,

so lebe Ziele, die aus ihm dir leuchten;

die Spur, auf der du suchst, sie leitet dich;

doch mußt du sie erst richtig wiederfinden.

Es weist sie dir die Frau in Tempelnähe,

wenn sie in dir gedankenkräftig lebt.

Sie strebt, verzaubert unter Schattengeistern,

dem andern Schatten zu, der jetzt durch dich

den grausen Schatten schlimme Dienste leistet.

(Es erscheint der Geist von Johannes’ Jugend.)

Der Geist von Johannes’ Jugend:

Ich will dir künftig stets verbunden sein,

wenn du die Kräfte liebend pflegen willst,

die mir im Zeitenschosse treu bewahrt

der junge Myste jener alten Zeit,

den deine Seele einst am Tempel suchte.

Doch mußt du auch den Geist in Wahrheit schauen,

an dessen Seite ich dir jetzt erschienen.

Maria:      

Maria, so wie du sie schauen wolltest,

ist sie in Welten nicht, wo Wahrheit leuchtet.

Mein heilig ernst Gelöbnis strahlet Kraft,

die dir erhalten soll, was du errungen.

Du findest mich in hellen Lichtgefilden,

wo Schönheit strahlend Lebenskräfte schafft;

in Weltengründen suche mich, wo Seelen

das Götterfühlen sich erkämpfen wollen

durch Liebe, die im All das Selbst erschaut.

(Während Maria das letzte spricht, erscheint Lucifer.)

Lucifer:

So wirket, Zwangsgewalten,

erfühlet Elementengeister

die Kräfte eures Meisters,

und ebnet den Weg,

daß aus dem Erdgebiet   |93

sich wenden kann

in Lucifers Bereich,

was mein Wunsch ersehnt,

was meinem Willen folgt.

(Benedictus erscheint.)

Benedictus:

Marias heilig ernst’ Gelöbnis wirket

in seiner Seele jetzt die Heil-Erstrahlung.

Er wird dich schätzen, doch dir nicht verfallen.

Lucifer:     

Ich werde kämpfen.

Benedictus:                

      Und kämpfend Göttern dienen.

 

(Vorhang fällt.)   |

Der Seelen

Erwachen

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