Zweites Bild.

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PdS, 12-20

 

(Ein Meditationszimmer. In violettem Grundton. Ernste, doch nicht düstere Stimmung.

Benedictus, Maria, dann Geistgestalten, die Seelenkräfte darstellen.)

 

Maria:

Es drängen schwere Seelenkämpfe mich,

in dieser Stunde meines Führers weisen Rat zu hören.

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Es steiget finstre Ahnung mir im Herzen auf.

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und unvermögend bin ich,

zu widersetzen mich Gedanken,

die immer wieder mich bestürmen.

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Sie treffen mich in meines Wesens tiefstem Kern;

sie wollen ein Gebot mir auferlegen,

daß zu befolgen mir wie Frevel scheint.

Es müssen Truggewalten mich berücken – –;

ich fleh’ Euch – helft – –,

daß ich sie bannen kann.

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Benedictus:

Es soll in keiner Zeit Euch fehlen,

was Ihr von mir erwünscht.

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Maria:

Ich weiß, wie eng verbunden meiner Seele

Johannes’ Lebenswege sind.

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Ein schwerer Schicksalspfad hat uns geeint;

und in den hohen Geisteswelten

hat Götterwille unsern Bund geweiht.

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Das alles steht so klar vor mir,

wie nur der Wahrheit Bild allein.

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Und doch – mich faßt ein Grausen schon,   |13

wenn ich die Lippen öffnen soll

zu diesem frevelhaften Wort –,

und doch – ich hör’s aus Seelentiefen

ganz deutlich zu mir sagen,

und stets von neuem wiederholen,

wenn ich es überwunden glaube –:

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»Du mußt Johannes von dir trennen:

du darfst ihn halten nicht an deiner Seite,

willst Unheil an seiner Seele du vermeiden.

Er muß allein die Bahnen wandeln,

die ihn zu seinen Zielen führen.«

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Ich weiß, wenn Ihr ein Wort nur sprecht,

so flieht das Wahneswerk aus meiner Seele.

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Benedictus:

Maria, dir läßt ein edler Schmerz

Die Wahrheit jetzt als Truggebild erscheinen.

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Maria:

Es wäre – Wahrheit – – – –

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Doch nein! – auch zwischen meines Führers Rede

Und mein Gehör schleicht sich das Wahneswesen.

 

O sprecht zum zweiten Male.

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Benedictus:

Du hast mich recht verstanden –.

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Deine Liebe ist von edler Art,

und eng verbunden war Johannes dir.

​

Doch darf die Liebe nicht vergessen,

daß sie der Weisheit Schwester ist.

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Zu Johannes’ Heil ward er

Durch lange Zeiten dir vereint;

Doch fordert seiner Seele weitre Bahn,

daß er in Freiheit sich die eignen Ziele suche.

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Es spricht der Schicksalswille

Von äußrer Freundschaftstrennung nicht;

Doch fordert er mit aller Strenge

Johannes’ freie Tat im Geistgebiet.

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Maria:

Noch immer hör ich Wahn!   |14

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So lasset mich nur weitersprechen;

Ihr müsset mich verstehn;

Denn wagen wird kein Truggebild

Vor eurem Ohr das Wort zu wandeln.

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Es wären alle Zweifel leicht zu bannen,

Wenn nur des Erdenlebens wirrer Lauf allein

Johannes’ Seele an der meinen halten wollte.

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Doch ward die Weihe unserm Bund verliehen,

Die ewig Seel’ an Seele bindet.

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Und Geistgewalten sprachen segnend

Das Wort, das alle Zweifel bannt:

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»Er hat die Wahrheit sich errungen

im Reich der Ewigkeiten,

weil er in Sinnes-Welten schon

dir war im tiefsten Sein verbunden.«

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Wie kann ich fassen jene Offenbarung,

wenn jetzt das Gegenteil als Wahrheit gelten soll?

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Benedictus:

Du mußt erfahren, wie noch vieles

Auch dem zur vollen Reife fehlen kann,

der manche Offenbarung schon erleben durfte.

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Der höhern Wahrheit Wege sind verworren; –

Nur der vermag zurecht zu finden sich,

der in Geduld durch Labyrinthe wandeln kann.

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Du hast erst einer Teil der Wirklichkeit

Im Reich des Höhenlichtes schauen können,

als dir vor deine Seelenaugen trat

ein Bild des Geisterlandes.

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Noch ist das Bild nicht volle Wirklichkeit.

Johannes’ Seele und die deine

Verbinden Erdenbande solcher Art,

daß einer jeden kann beschieden sein,

den Weg ins Geistgebiet zu finden

durch Kräfte, welche sie der andern dankt.

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Jedoch hat nichts bisher geoffenbart,

ob Ihr genügt habt jeder Forderung.

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Ihr habt im Bilde schauen dürfen,   |15

was in der Zukunft Euch beschieden ist,

wenn Ihr die volle Prüfung könnt bestehen.

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Daß Euch des Strebens Früchte sind gezeigt,

beweist Euch nicht, daß Ihr

des Strebes Ende habt erreicht.

Ihr habt ein Bild erblickt – –,

doch Euer Wille kann allein

das Bild in Wirklichkeit verwandeln.

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Maria:

Zwar treffen Eure Worte mich

Wie schwerster Schmerz nach langem Glücksempfinden;

Doch hab’ ich wohl gelernt,

dem Licht der Weisheit mich zu beugen,

wenn sie durch innre Kraft sich wirksam zeigt.

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Und schon beginnt in Klarheit sich zu wandeln,

was dunkel meinem Herzen war bis jetzt.

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Doch wenn des Irrtums Schein in höchstem Glückserlebnis

Gewaltsam sich als Wahrheit gibt dem Menschensinn,

ist Seelenfinsternis nur schwer zu bannen.

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Ich brauche mehr noch, als Ihr schon gegeben,

soll Eurer Rede ich auch wirklich folgen können.

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Ihr habt mein Selbst geführt in jene Seelengründe,

in welchen Licht mir ward gewährt,

daß ich durchschauen durfte Erdenleben,

die mir in lang vergangner Zeit beschieden waren.

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Erfahren durfte ich, wie sich gefunden

Des Freundes Seele und die meine.

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Daß ich in jenen alten Zeiten

Johannes’ Seele zum echten Geistesworte führte,

das durft’ ich als den Keim betrachten,

der wachsend uns gebracht der Freundschaft Frucht,

die reif befunden ward für Ewigkeiten.

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Benedictus:

Für würdig wurdest du erkannt,

in Erdenpfade einzudringen,

die dir beschieden waren

in langvergangnen Tagen.   |16

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Doch sollst du nicht vergessen,

Zu forschen, ob du auch Gewißheit hast,

daß keiner deiner Lebenspfade sich verbirgt,

wenn du das Geistesauge rückwärts wendest.

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Maria (nach einer Pause, die auf tiefe Selbstbesinnung weist):

O wie nur konnt ich so verblendet sein!

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Die Seligkeit, die ich empfand,

als ich ein Teil der Vorzeit durft’ erblicken,

sie hat in eitlem Wahn vergessen mich schon lassen

wie vieles mir noch fehlt.

​

Und jetzt erst kann ich ahnen,

daß ich in Finsternisse blicken muß,

wenn ich den Weg ergründen will,

der von des Lebens Gegenwart mich führt in jene Zeiten,

da meines Freundes Seele

sich zugewandt der meinen.

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Geloben will ich Euch, mein Führer,

zu zähmen meiner Seele Übermut – –!

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Erst jetzt erkenne ich, wie Wissenseitelkeit

die Seele kann verführen;

daß sie, statt Kraft zu saugen

aus ihr gereichtem Geistesgut,

die Gabe nur gebrauchen will

zu frevler Selbstbespiegelung.

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Ich weiß in diesem Augenblicke

Durch meines Herzens Warnungsruf,

dem eure Worte Kraft verleihn,

wie weit vom nächsten Ziele

entfernt ich mich noch fühlen muß.

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Nicht vorschnell will ich ferner deuten

Das Wissen aus dem Geistesland.

Ich will als Kraft es schätzen,

die meine Seele bilden soll –,

und nicht als Weisung,

die mir ersparen kann die Mühe,

im Leben selbst des Handelns Ziele zu erkennen.

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Hätt’ ich befolgt schon früher dieses Wort,   |17

das mir Bescheidenheit gebietet:

es wär mir dunkel nicht geblieben,

daß frei sich nur entfalten kann

des Freundes reichbegabte Seele,

wenn sie sich Wege sucht,

die nicht von mir ihr vorgezeichnet werden.

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Und da ich dies erkannt,

so werde ich die Kraft gewinnen,

zu tun, was Pflicht und Liebe fordern.

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Doch fühle ich in dieser Stunde mehr,

als ich vorher es jemals fühlte,

daß ich vor schwerer Seelenprüfung stehe.

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Wenn sonst die Menschen aus den Herzen reißen,

was von dem Einen in dem andern lebt,

so hat die Liebe sich ins Gegenteil verwandelt.

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Sie wandeln selbst die Bande, welche sie verknüpfen,

doch geben ihnen Trieb und Leidenschaft die Kraft.

ich aber soll durch freien Willen tilgen

die Wirkung, welche ich von meinem Seelenleben

in meines Freundes Taten sich vollziehen sah.

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Und doch muß meine Liebe unverändert bleiben.

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Benedictus:

Du wirst den Weg im rechten Sinne gehn,

wenn du erkennen willst,

was dir am meisten wertvoll war an dieser Liebe.

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Denn weißt du, welche Kraft

in deiner Seele unbewußt dich lenkt,

so findest du die Macht,

zu tun, was die die Pflicht gebieten muß.

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Maria:

Dies sprechend, gebt Ihr schon die Hilfe,

die meine Seele jetzt so nötig hat.

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Ich muß an meine Wesenstiefen

Die ernste Frage stellen:

Was treibt mit starker Kraft in dieser Liebe mich?

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Ich sehe meiner Seele Eigenleben wirkend

In meines Freundes Wesen und in seinem Schaffen.   |18

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So such’ ich nach Befriedigung

Die ich empfinde an dem eignen Selbst,

und lebe in dem Wahne, daß ich selbstlos sei.

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Verborgen ist mir doch geblieben,

daß ich im Freunde nur mich selbst bespiegle.

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Es war der Selbstsucht Drache,

der täuschend mir verhüllte,

was mich in Wahrheit trieb.

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Es wandelt sich die Selbstsucht hundertfach ‒

das muß ich jetzt erkennen.

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Und hält man sie besiegt,

entsteht sie nur mit größrer Kraft

aus ihrer Herrschaft Trümmern.

​

Und auch an jener Kraft gewinnt sie dann,

die Wahn als Wahrheit täuschend offenbart.

​

(Maria verfällt in tiefes Sinnen.)

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– – – – – – – – – – – – – –

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(Die drei Gestalten der Seelenkräfte erscheinen.)

Maria:

Ihr, meine Schwestern, die ich

In Wesenstiefen finde,

wenn meine Seele sich erweitet,

und die in Weltenfernen

sich selbst geleitet,

entbindet mir die Seherkräfte

aus Ätherhöhen,

und führet sie auf Erdenpfade;

daß ich im Zeitensein

mich selbst ergründe,

und die Richtung mir geben kann

aus alten Lebensweisen

zu neuen Willenskreisen.

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– – – – – – – – – – – – – –

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Philia:

Ich will erfüllen mich

mit strebendem Seelenlicht

aus Herzenstiefen;   |19

ich will eratmen mir

belebende Willensmacht

aus Geistestrieben;

daß du, geliebte Schwester,

in alten Lebenskreisen

das Licht erfühlen kannst.

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– – – – – – – – – – – – –

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Astrid:

Ich will verweben

sich fühlende Eigenheit

mit ergebenem Liebewillen;

Ich will entbinden

Die keimenden Willensmächte

aus Wunschesfesseln,

und dir das lähmende Sehnen

verwandeln in findendes Geistesfühlen;

daß du, geliebte Schwester,

In fernen Erdenpfaden

dich selbst ergründen kannst.

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– – – – – – – – – – – – –

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Luna:

Ich will berufen entsagende Herzensmächte,

ich will erfestigen tragende Seelenruhe.

Sie sollen sich vermählen,

und kraftendes Geistesleuchten

aus Seelengründen heben;

sie sollen sich durchdringen,

und lauschendem Geistgehör

die Erdenfernen zwingen;

daß du, geliebte Schwester,

in weitem Zeitensein

die Lebensspuren finden kannst.

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– – – – – – – – – – – – –

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Maria (nach einer Pause):

Wenn ich mich entreißen kann

Verwirrendem Selbstgefühl,

und mich euch geben darf:   |20

daß ihr mein Seelensein

mir spiegelt aus Weltenfernen:

vermag ich zu lösen mich

aus diesem Lebenskreise,

und kann ergründen mich

in andrer Daseinsweise.

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(Längere Pause, dann das folgende):

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Maria:

In euch, ihr Schwestern, schau’ ich Geisteswesen,

die Seelen aus dem Weltenall beleben.

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Ihr könnt die Kräfte, die in Ewigkeiten keimen,

im Menschen selbst zur Reife bringen.

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Durch meiner Seele Tor durft’ ich oft

Den Weg in eure Reiche finden,

und Erdendaseins Urgestalten

mit Seelenaugen schauen.

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Bedürftig bin ich eurer Hilfe jetzt,

da mir obliegt, den Weg zu finden

von meiner gegenwärtigen Erdenfahrt

in langvergangne Menschheitstage.

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Entbindet mir das Seelensein vom Selbstgefühl

In seinem Zeitenleben.

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Erschließet mir den Pflichtenkreis

Aus meiner Vorzeit Lebensbahnen.

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– – – – – – – – – – – – –

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(Geistes-Stimme, das geistige Gewissen):

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Es suchen ihre Gedanken

in Zeiten-Spuren.

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Was als Schuld ihr geblieben,

was als Pflicht ihr gegeben,

entsteige ihrem Seelengrunde,

aus dessen Tiefe

die Menschen träumend

ihr Leben führen;

in dessen Tiefe

die Menschen irrend

sich selbst verlieren.

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(Vorhang fällt, während noch alles auf der Bühne steht.)   |